AusbildungÜbung

Einsatzstichwort: Austritt von Gefahrgut

Am Samstag, den 08. Oktober 2022 hatten zwei Kameraden der FF Niederalm die Möglichkeit, an einer Gefahrgut-Schulung des Gefahrgutzugs Flachgau teilzunehmen.
Bei Gefahrgut denkt man oft nur an Industrie, Chemiewerke oder Gaslager. Doch Gefahrgut begegnet uns täglich in unterschiedlichsten Formen und an verschiedensten Orten. Man beachte teilweise nur die vielen ADR Transporte auf den Autobahnen und Landstraßen. Gefahrgut begegnet uns auch in Schwimmbäder oder sogar Krankenhäusern. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass die Feuerwehr auf genau dieses Gefahrenszenario geschult ist.
Um das nötige Fachwissen im Ernstfall aufweisen zu können, ist es unerlässlich das Wissen und Vorgehen bei diesem inhaltsreichen Thema konstant aufzufrischen und zu trainieren.

Diese Schulung fand im Trainingszentrum der Betriebsfeuerwehr des Chemieparks in Gendorf statt. Dort standen uns zwei Experten der ansässigen Feuerwehr zur Seite, die uns unterstützten und unser Vorgehen beurteilten.

Geübt wurden 4 Szenarien, mit jeweils unterschiedlichen gefährlichen Stoffen und Lagen.

Szenario 1: Beim Verladen auf einen LKW, wurde ein IBC Container beschädigt. In diesem Container wurde Salzsäure transportiert, welche nun auslief.
Szenario 2: Beim Transport eines IBC Containers, rutschte dieser von der Staplergabel und wurde beschädigt. Die Folge: eine giftige Flüssigkeit trat aus und begann auszugasen.
Szenario 3: Ein Auto mit Anhänger und ein Motorrad waren in einen Unfall verwickelt. Auf dem Anhänger des Autos wurde Methanol in Fässern transportiert, welches, durch den Unfall bedingt nun auslief. Eine Person war unter dem Anhänger eingeklemmt und eine zweite Person wurde durch die ausgetretene Chemikalie kontaminiert.
Szenario 4: In einer Brauerei gab es einen Unfall. Dadurch traten nun große Mengen Ammoniak aus.

Die Vorgehensweise bei einem solchen Einsatz ist grundsätzlich immer vom jeweiligen austretenden Stoff abhängig. Allerdings folgt jeder Einsatz grundsätzlichen, sich ähnelnden Prinzipien.

Schritt 1: Erste Lageerkundung durch den Einsatzleiter, sofern das möglich ist.

Schritt 2: Lageerkundung durch einen Atemschutztrupp. Dieser hat die Aufgaben, nach betroffenen Personen zu suchen, und diese gegebenenfalls zu retten. Weiters soll dieser Trupp, der als “Augen und Ohren” des Einsatzleiters fungiert, die UN-Stoffnummer, die Kemler-Nummer oder andere Anzeichen auf die Identität der austretenden Substanz schließen lassen, finden. Für die taktische Vorgehensweise ist das essentiell, da je nach Stoff der richtige Schutz für die Einsatzkräfte, der aus drei möglichen Stufen besteht, ausgewählt werden muss.

Schritt 3: Mit den Informationen des ersten Trupps wird ein Lagebild geschaffen und das weitere Vorgehen besprochen. Gegebenenfalls müssen auch spezielle Messregeräte, Sonderfahrzeuge wie das Atemschutzfahrzeug (ASF) oder das Gefährliche-Stoffe-Fahrzeug (GSF), oder auch Experten, die den Landeschemiker, angefordert werden.

Schritt 4: Ein oder zwei Trupps, ausgerüstet mit der geforderten Schutzstufe, führen nun die Menschenrettung, sofern das nicht in der Anfangsphase, aufgrund der Gefährdung der eigenen Einsatzkräfte nicht möglich war, durch, dichten den leckgeschlagenen Behälter ab und sammeln das ausgetretene Gefahrgut auf.

Schritt 5: Die im Einsatz gestandenen Trupps werden gründlich dekontaminiert, und der Einsatz nachbereitet.

Dieser Text ist nur schematisch und stellt nur eine Art “0815”-Lösung dar. Es gibt keinen richtigen Leitfaden für jede Art von Gefahrguteinsatz, da ein Einsatz immer von unzählig vielen Faktoren anhängt (Art der Chemikalie, ausgetretene Menge, Ort des Geschehens, Transportbehältnis, Wetter, usw.). Dementsprechend ist es unerlässlich solche Einsätze zu üben, da nur so eine gewisse Handlungssicherheit erzeugt werden kann.